Klavierkonzert Nr. 14 Es-Dur KV 449

»Jetzt fängt mein Glück erst an.« Mit diesen Worten bezog der 25-jährige Wolfgang Amadeus Mozart in Wien Quartier. 1781, zehn Jahre vor seinem vom Unglück gezeichneten Lebensende, in einer an Veränderungen reichen Lebenssituation, als er gerade den Dienst beim verhassten Salzburger Erzbischof quittiert hatte (nach einer lautstarken Auseinandersetzung samt Beschimpfungen und Fußtritt, versteht sich), fühlte sich Mozart »frei« und »glücklich«, so seine Worte. Mozart wohnte also in Wien, und er hatte seine Constanze kennengelernt, die er bald darauf heiratete. Eine heitere Zeit. Gesegnet mit einem unerschöpflichen Quell an musikalischen Einfällen, verfasste Mozart unzählige, unverwechselbare Werke. Es scheint fast, als seien die Jahre, die sich an den Neunanfang in Wien mit Constanze anschließen, noch fruchtbarer als gewohnt: In den in dieser Zeit entstandenen Stücken spiegeln sich das Glück und die Liebe, die Mozart erfahren durfte.

Nicht weniger als 27 Klavierkonzerte brachte Mozart zu Papier. Klar, das Wunderkind, das in frühen Jahren auf mehreren Reisen quer durch Europa tourte, war ein Virtuose – und brauchte stets Nachschub für die auch in den Wiener Jahren noch zahlreichen Auftritte. Trotz der Fülle schuf er allerdings keine Massenware. Er dachte dem Klavier eine neue Rolle zu: Es reiht sich nicht mehr als zusätzliches Instrument ins Orchester ein, sondern tritt als echte Solostimme auf – nicht zuletzt dank der neuen technischen Möglichkeiten des Hammerklaviers. Als Mozart im Winter 1783/84 die nächste Konzertsaison plante, legt er ein eigenhändiges »Verzeichnüß aller meiner Werke« an – eine Sammlung, die er bis zu seinem Tode nahezu lückenlos fortführte. Und die erste Komposition, die er am 9. Februar 1784 darin eintrug, war sein schon vor mehr als einem Jahr begonnenes Konzert für Klavier und Orchester Nr. 14 Es-Dur KV 449. Es war mit einer Widmung an seine Schülerin Barbara Ployer versehen; er selbst spielte es aber Mitte März als Eröffnung einer seiner Akademien.

Der erste Satz hat im Dreivierteltakt etwas Beschwingtes, nach einer langen Exposition vom Orchester setzt das Klavier mit einer Variation des ersten Themas ein. Ein c-Moll-Einschub klingt dann eher schroff, und vor allem die Durchführung gerät nahezu nervös. Die Solokadenz besticht durch eine für Mozarts vorige Klavierkonzerte eher ungewohnten Virtuosität. Der zweite Satz ist ein typischer zweiter, zumindest in seinem zarten, langsamen Erscheinungsbild. Für Liebhaber formaler Finessen birgt er aber Bemerkenswertes: Er vereint Variations-, Rondo- und Sonatensatzform. Ein plötzliches h-Moll überrascht uns, der Satz endet aber im tröstenden B-Dur. Das Finale schließlich kommt befreit daher, bemerkenswert ist hier die Modulation nach c-Moll und sogar des-Moll. Der Schluss ist aber wieder freudig, beschwingt. Auffällig in diesem Konzert ist die Anweisung an die Bläser: Sie sollen je nach Belieben (»ad libitum«) begleiten. Das heißt: Sind zu wenig Musiker zuge- gen, begleiten nur die Streicher. Es war das letzte Klavierkonzert, dessen Besetzung Mozart in dieser Art offenließ.

Wolfgang Amadeus Mozart
Wolfgang Amadeus Mozart

Historie

16.02.2020 - Schiebefenster: von Mozart zu Szymanowski

Sylvain Cambreling Dirigent

Shai Wosner Klavier

Adrian Iliescu Violine