Symphonie Nr. 4 B-Dur op. 60

Der Abschluss des diesjährigen Weihnachtskonzerts versöhnt mit purer Heiterkeit. Denken wir an ein Schloss in Oberschlesien im Sommer des Jahres 1806. Der Hausherr: Graf Franz von Oppersdorff. Sein Gast: Ludwig van Beethoven. Der Komponist befindet sich in einer überaus fruchtbaren Schaffensphase, seine jüngste Symphonie, die »Eroica«, war ein kolossaler Erfolg. In Gedanken spielt er mit einer vierten Symphonie, für die er erste Entwürfe bereits zwei Jahre zuvor skizzierte. Wie es sich für einen (in diesem Falle jungen) Grafen gehört, musiziert auf seinem Schloss ein Orchester. Beethoven dirigiert seine Zweite Symphonie. Der Graf ist angetan und beauftragt den namhaften Meister mit einer neuen Symphonie. Beethoven freut sich: Erste Arbeiten dafür sind ja bereits getan, also macht er sich ans Werk und schreibt bis November weiter. Die Uraufführung findet dann im März 1807 in Wien unter seiner eigenen Leitung statt.

Das Ergebnis ist eine echte Sommer-Symphonie, mit klassischen Formen und heiterer Grundstimmung. Die Allgemeine Musikalische Zeitung schrieb damals: »Im ganzen ist das Werk heiter, verständlich und sehr einnehmend gehalten, und nähert sich den mit Recht so beliebten Symphonien dieses Meisters No. 1. und 2. mehr als denen No. 5. u. 6.« Nein, etwa mit der folgenden Schicksals-Symphonie hat diese Vierte tatsächlich nicht viel gemein. Ihren Reiz macht die Unbekümmertheit aus, das klassisch Fröhliche.

Verwirrend sind nur die ersten Takte. Sehr langsam, sehr leise werden wir in die harmonische Welt eingeführt. Das Orchester erreicht ein gewaltiges Fortissimo, und plötzlich setzt das erste Thema mit seinen markant akzentuierten Achteln ein. Im Kontrast dazu steht – wie es sich für eine klassische Symphonie gehört – das zweite, friedliche Thema. Doch beide Gedanken kämpfen trotz ihres Gegensatzes auch in der Durchführung nicht um die Vorherrschaft, es überwiegt das romantische Miteinander. Im zweiten Satz sticht eine Klarinetten-Schwärmerei hervor. Und der dritte mutet geradezu grob an; man achte auf den freien Umgang mit dem Metrum in dessen Hauptthema. Versöhnlich stimmt das im dritten Satz eingeflochtene, sehr sangliche Trio.

Das Finale kommt locker, verspielt daher. Aber die Partitur verlangt den Musikern einiges an Virtuosität ab. Beethoven mutet vor allem den Holzbläsern technische Anforderungen zu, die heutige Musiker selten vor Probleme stellen, damals aber bei Einhaltung des Tempos nicht von jedem zu leisten waren. Den Anschein von Lockerheit zu erzeugen, bedeutet eben manchmal harte Arbeit.

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